06
2016Portrait-Retusche . . . Teil 1
In dieser Serie möchte ich zeigen, wie und mit welchen Mitteln ich ein Portrait retuschiere. Vorweg aber ein paar Worte zur Portrait-Retusche generell:
Nicht selten habe ich die Meinung gehört, ein gutes Foto müsse nicht retuschiert werden. Oder: eine Retusche ist eine Verfälschung der Tatsachen.
Beides ist gleichzeitig richtig und falsch !
Richtig ist: eine Retusche muss nicht zwangsläufig gemacht werden. Und richtig ist auch, dass eine übertriebene oder falsch angelegte Retusche ein Bild verderben kann – ganz besonders in der Portraitfotografie.
Dennoch gibt es durchaus Berechtigungen für eine gewissenhafte und mit den richtigen Maßnahmen und Werkzeugen durchgeführte Retusche, man denke nur an die sehr aufwändigen Arbeiten für den Druck eines Modemagazins. Retusche ist aber auch da berechtigt, wo nachteilige Bildelemente entfernt werden, wie etwa Hautunreinheiten, kleine Wunden, Kratzer, aber auch durch die Fotografie entstandene oder eben nicht entstandene Lichtreflektionen und vieles mehr. Allerdings bin ich auch ein Befürworter der Tatsache, dass eine maßlose Übertreibung – z.B. die Änderung von Gesichtsformen – eher in den Bereich Bildbearbeitung/Montage gehören – und, dass man eine gute Retusche daran erkennt, dass man sie (fast) gar nicht bemerkt, wenn man nur das Ergebnisbild sieht.
In diesem Sinne gehen wir’s an ! Alle Werkzeuge sind in dem Programm Photoshop enthalten, es gilt lediglich zu lernen, welche Werkzeuge wann optimal eingesetzt werden können und welche Techniken zum bestmöglichen Erfolg führen.
Mein Weg durch die Portraitretusche ist übrigens bei weitem nicht der einzige – und vermutlich auch nicht immer der schnellste – es führen, wie immer, viele Wege nach Rom.
Schauen wir uns also zuerst das Portrait einer jungen Dame im Original an.
Die erste Überlegung gilt dem Beschnitt des Bildes – in diesem Fall belasse ich es bei dem Original, ebenso wie die Hintergrundgestaltung. Es gibt im Hintergrund lediglich ein paar kleine Sensor-Flecken, die ich mit dem „Ausbessern“-Werkzeug schnell entferne.
Bei größeren „Störfaktoren“ – hier z.B. ein Kabel, welches vom Kopf zum rechten Bildrand reicht, benutze ich gerne die Funktion „Fläche ersetzen“. Dazu wird das „Störobjekt“ zuerst mit dem Lasso-Werkzeug (Shift+L) ausgewählt, dann ruft man über „Bearbeiten->Fläche füllen“ die Funktion auf und wählt im oberen Fensterchen die Option „Inhaltsbasiert“. Je nachdem, wie die Auswahl „gelegt“ wurde, kann es manchmal zu unerwünschten Effekten kommen, das hat man aber schnell im Griff mit ein wenig Übung.
Nun kommen wir zum eigentlichen Thema : die Haar-Retusche. In der Regel stehen immer irgendwo Haare ab. Diese entfernt man am einfachsten mit dem Kopierstempel, den man mit (Shift+S) aufruft. Mit diesem nimmt man den nächstliegenden Bereich des Hintergrundes auf (ALT+linke Maustaste in den Hintergrund) und platziert dieses aufgenommene Stück per Links-Klick auf die gewünschte Stelle. Bei einem homogenen Hintergrund kann man den Inhalt des Kopierstempels immer wieder benutzen, muss also für weitere Korrekturen nur noch den Links-Klick an den betreffenden Stellen machen, wo die Haare abstehen, man kann den Stempel sogar „ziehen“ mit gehaltener linker Maustaste.
Auch das ist Übungssache, man lernt schnell, wie die Unterschiede sich auswirken mit unterschiedlichen Härteeinstellungen des Pinsels, mit unterschiedlichen Pinselgrößen, oder mit unterschiedlicher Deckkraft.
Nach dem Wegstempeln der überstehenden Haare möchte ich nun bei dem vorliegenden Portrait die Lichtsituation ändern: die überstrahlten Lichteinfälle durch einen hinter dem Model stehenden Blitz sollen reduziert, oder ganz eliminiert werden. Das ist zwar ein ziemlich „heftiger“ Eingriff, der eigentlich die ganze Fotografie ändert, aber es geht ja in diesem Kurs darum, was machbar ist und wie ich die Aufgaben angehe.
Hier habe mich dazu entschieden, die hellen Bereiche einfach mit dunklen Haaren zu übermalen.
Dazu wähle ich einen Pinsel mit der Größe 1 oder 2 Pixel, einer Deckkraft von 50% und einer Härte von 100%. Die Einstellung eines solchen Pinsels geh am schnellsten über die „Pinselpalette“, sie wird mit >>F5<< aufgerufen. Ich habe zur Veranschaulichung die Stellen mit roten Pfeilen markiert, wo ich Einstellungen gemacht habe. Die Deckkraft von 50% dienst dazu, dass man so auch transparente Bereiche schaffen kann. Bevor ich mit diesem Pinsel nun einzelne Haare male, nehme ich mit der Pipette noch die jeweils passende Farbe benachbarter Haare auf.
Einzelne Haare zu malen ist zugegebener Maßen eine Geduldsarbeit – sie lohnt sich aber zu üben, weil sie in anderen Projekten durchaus besser und praktikabler sein kann, als z.B. eine Freistellung!
So weit also Teil 1, hier nochmal die Gegenüberstellung der bisher erledigten Arbeit. Im Teil 2 wende ich mich der Haut-Retusche zu. Bis dann, viel Spaß beim Retuschieren, liebe Grüße,
Manfred Vaeth
[twentytwenty] [/twentytwenty]
Neueste Kommentare