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Diese Technik (Abwedeln und Nachbelichten) wurde bereits in der analogen Zeit der Bildentwicklung im Labor eingesetzt, hier wurden mit Hilfe von Masken z.B. helle Bildbereiche abgedeckt und die verbleibenden dunklen Bereiche etwas länger belichtet, oder umgekehrt die dunklen Bereiche abgedeckt und die zu hellen Bereiche durch „Abwedeln“ weniger belichtet.
Heute bietet Photoshop hierzu zwei Werkzeuge an, das „Abwedler-Werkzeug“ hellt auf (Dodge), das „Nachbelichter-Werkzeug“ dunkelt ab (Burn).
Man kann diese Werkzeuge zwar direkt auf seinem Bild anwenden, was aber nicht empfehlenswert wäre, sie sind nämlich „destruktiv“, d.h. es werden die Pixel unwiederbringlich verändert. Die Werkzeuge werden wie ein Pinsel verwendet und haben zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten für Härte, Deckkraft, Fluss und man kann auch unter drei Vorgaben wählen, ob sich die Auswirkung des Werkzeugs auf alle, nur dunklere (Tiefen) oder nur hellere (Lichter) auswirkt.
Dies führt bereits zur ersten „Hürde“: will man „non-destruktiv“ arbeiten, so geht das nur auf einer extra Ebene. Sinnvoller Weise kreiert man dafür eine neue Ebene über dem Portrait und weißt dieser den Verrechnungsmodus „Weiches Licht“ zu und füllt sie mit „Neutralem Grau“ (dafür gibt es in dem Dialog Ebene ->Neu->Ebene die entsprechend zu wählenden Parameter).
Durch den Modus „Weiches Licht“ wird von der neuen Ebene mit dem darunter liegenden Portrait alles verrechnet, was heller oder dunkler ist, als Neutralgrau – also in unserem Fall gar nichts – deshalb sehen wir unverändert unser Portrait wie vorher.
Male ich aber nun mit einem schwarzen Pinsel auf dieser grauen Ebene, so wird die schwarze Farbe sofort mit dem Portrait verrechnet, also wird der betroffene Teil dunkler. Mit weißer Farbe wird er heller.
Wichtig für das Verständnis dieser Technik ist: durch das „Malen“ verändert man hier keine Textur, sondern man hellt die vorhandene Textur auf, oder dunkelt sie ab! Man fügt keine Pixel hinzu, sondern verändert nur deren Helligkeit.
Man könnte natürlich auch auf einer transparenten Ebene das Gleiche machen – nur würde man da z.B. feine Pinselstriche mit schwacher Deckung überhaupt nicht mehr sehen können!
Ein großer Vorteil dieser Technik mit der Grauebene ist also, dass man zu jeder Zeit weiß, welche Bereiche des Bildes bearbeitet wurden. Selbst Pinselstriche mit sehr geringer Deckkraft sind auf der grauen Ebene sehr gut sichtbar.
Dies ist bereits alles, was man grundlegend zu dieser Technik wissen muss und man kann dadurch Licht und Schatten „malen“. Anstelle eines Pinsels, kann man natürlich auch mit den Werkzeugen „Abwedeln“ und „Nachbelichten“ arbeiten.
Der Rest ist Übungssache. Ich male grundsätzlich mit einem ganz weichen Pinsel, oft mit reduzierter Deckkraft und/oder reduziertem Fluss, damit ich mich mit mehreren Pinselstrichen dem gewünschten Ergebnis langsam nähern kann. Am Ende reduziere ich dann i.d.R. noch die Deckkraft der bemalten Grau-Ebene, da auch bei dieser Technik das Motto gilt: weniger ist oft mehr!
Diese Technik kann noch durch folgende Maßnahmen verbessert werden: statt nur einer Grau-Ebene kann man sich drei dieser Ebenen übereinander legen und alle drei in den Verrechnungsmodus „Ineinanderkopieren“ setzen.
Von unten nach oben nenne ich diese Ebenen „Tiefen“, „Mitteltöne“ und „Lichter“. Mit einem Doppelklick auf die Ebene „Tiefen“ werden die „Fülloptionen“ aufgerufen. Dort kann man im unteren Bereich den „Farbbereich“ auswählen, auf den die aktuelle Ebene wirken soll. Hier stellt man den Weißregler auf einen Wert von 85 ein – somit wirkt sich die Ebene nur auf die Tiefen aus. Der Übergang wird hierdurch aber sehr hart, weswegen man mit der „Alt“-Taste auf den Regler klickt und man ihn so „aufsplitten“ kann und praktisch zwei Regler bekommt, die man dann von 75 bis 90 einstellen kann. Der Schwarzregler bleibt unangetastet.
Die Ebene „Mitteltöne“ wird mit den gleichen Maßnahmen aufgerufen, hier stellt man aber beide (gesplittete) Regler ein und zwar den Schwarzregler auf 75-95 und den Weißregler auf 160-180.
Und schließlich stellt man in der Ebene „Lichter“ den Schwarzregler auf 160-180.
Somit kann man gezielter und detaillierter in den verschiedenen Helligkeitsbereichen arbeiten.
Zum Abschluß aber hier noch eine weitere Methode, mit der ich sehr gerne arbeite, nämlich mit Gradationskurven.
Ich erstelle mit gedrückter „Alt“-Taste (dadurch wird die Ebene direkt invertiert) zwei neue „Überlagerungsebenen ->Gradationskurve“ über meiner Portrait-Ebene. Die untere nenne ich „Tiefen“, die obere „Lichter“.
Nun dunkle ich die untere Gradationskurve in den Mitteltönen ab und helle die obere auf. Nun kann ich mit weißer Pinselfarbe in beiden Ebenen malen und so selektiv aufhellen oder abdunkeln. Und ich kann nachträglich die Gradationskurven ändern und so sehr feine Einstellungen bewirken. Meistens zeichne ich diese Ebenen noch mit dem „Gausschen Weichzeichner“ weich, dann sieht man die einzelnen Pinselstriche nicht.
Nicht unerwähnt bleiben darf in diesem Zusammenhang , dass diese Technik auch sehr effektiv angewandt wird, um Bilder insgesamt plastischer wirken zu lassen. Schließlich beeinflusst man damit die gesamte Lichtsituation, betont Lichter oder Schatten (oder fügt diese einem Bild zu). Oftmals überlagert man die „D&B-Ebene(n)“ noch mit weiteren Einstellungsebenen, um z.B. Kontraste zu bearbeiten. Hierzu bietet es sich z.B. an, eine Ebene aus den „Kanälen“ zu kopieren, um so auf einer (z.B. der Ebene des Blaukanals) schwarzweißen Ebene die Kontraste (und somit die „Störungen“) besser erkennen zu können.
Für heute soll diese Einführung in Dodge&Burn genügen.
Der nächste Teil in der Serie Portrait-Retusche zeigt ein paar kurze, aber wirkungsvolle Techniken zur Bearbeitung von Augen, Lippen und Zähnen.
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