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Portrait-Retusche . . . Teil 2 (Haut)
Die Erzeugung eines angenehmen und natürlich wirkenden Hautbildes beginnt mit der Entfernung von Störungen (Pickel, Flecken, Reizungen). Zunächst eine sehr schnelle Lösung, die sich aber nur bei ohnehin schon fast makelloser Haut anbietet, bei der nur kleinere Korrekturen vonnöten sind. Hierzu dienen zwei Werkzeuge: das „Ausbessern-Werkzeug“ und den „Reparaturpinsel“.
Insbesondere der Reparaturpinsel hat seine „Tücken“, wenn man ihn zu groß wählt, wenn die Härte nicht stimmt (meistens wenn zu hart) und wenn er im Randbereich von stärkeren Kontrastunterschieden oder Tonwertunterschieden verwendet wird.
Natürlich können diese Reparaturen der Haut auch mit komplexeren Techniken erledigt werden, wie z.B. „Dodge&Burn“ oder „Frequenztrennung“ – wir sprechen diese Techniken ebenfalls an.
Hier zunächst das Beispielbild aus Teil 1 und die Stellen, die mit den beiden oben genannten Werkzeugen korrigiert wurden.
Zunächst die Stellen, die ich mit dem Ausbessern-Werkzeug bearbeite (hier rot umrandet). Ich markiere eine „Störung“ zunächst mit dem „Lasso“ (Taste „L“). Dann wähle ich das Ausbessern-Werkzeug und gehe damit in den ausgewählten Bereich hinein, drücke die linke Maustaste, halte sie und ziehe die Stelle nun in eine benachbarte Gegend, die keine Störung enthält. Sobald ich die Maustaste loslasse, geschieht die Reparatur unter der ursprünglich gewählten Stelle. Das Besondere hieran ist, dass auch gleich die richtigen Helligkeitswerte errechnet und „eingebaut“ werden, man sieht so keine Ränder.
Die blau gekennzeichneten Stellen werden mit dem Reparaturpinsel bearbeitet (wäre ebenso mit dem Ausbessern-Werkzeug gegangen).
Hier die Vorher-Nachher-Ansicht nach der Bearbeitung:
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Dies war – wie gesagt – die schnelle Methode – „quick&dirty“ – mit der man aber auch schnell an Grenzen stößt. In diesem Bild sind z.B. an der Stirn und im rechten Bildteil unter dem Auge einige Haare zu sehen, die mit dieser Methode nicht gut entfernt werden können. Es gibt zwei etwas aufwändigere Techniken der Hautretusche, die aber auch zu besseren, hochwertigeren Ergebnissen führen. Sie sind komplett mit Photoshop-Mitteln – also ohne Zusatzprogramme oder Plugins – zu realisieren, obwohl es zahlreiche sogenannte „Profi-Tools“, Plugins, Zusatzprogramme zur Portrait-Retusche gibt, die aber auf genau diese Techniken zurückgreifen. Ich spreche von „Frequenztrennung“ und von „Dodge & Burn“. Betrachten wir uns diese etwas genauer.
1) Frequenztrennung
Wieso eigentlich der Begriff „Frequenz“ in diesem Zusammenhang? Nun, man kann die Informationen in einem Bild in zwei unterschiedliche „Frequenzen“ aufteilen: eine Hochfrequenz – nämlich die in hoher Zahl vorkommenden Partikel wie Strukturen, Poren, Haare, Störungen – und auf der anderen Seite eine Niedrigfrequenz – also großflächig vorhandene Dinge wie Farbtöne, Schatten, Helligkeit, Tonwerte.
Mein „Workflow“ sieht folgendermaßen aus:
nachdem ich das betreffende Bild in Photoshop geladen habe, mache ich zwei Kopien der Hintergrundebene (STRG- J) und nenne die erste Kopie nun „LOW“ und die zweite (obere) Ebene bekommt den Namen „High“. Nun blende ich die „High“ -Ebene aus (das Auge links neben dem Ebenen-Icon wegklicken), damit diese unsichtbar wird. Mit einem Mausklick in die Ebene „LOW“ aktiviere ich diese.
Nun wende ich auf dieser Ebene den Filter->Weichzeichnungsfilter-> Gaußscher Weichzeichner an. Den Regler ziehe ich so weit nach rechts, bis alle Poren oder Störungen verschwunden sind – der Reglerwert variiert natürlich von Bild zu Bild, liegt aber in den meisten Fällen etwa zwischen 7 und 10. Wichtig ist, dass man sich den eingestellten Wert gut merkt, da diese r Wert später noch einmal eine Rolle spielt! Also am besten notieren.
Nun wird die „High“-Ebene wieder eingeblendet und ich klicke auf Bild->Bildberechnung und stelle in dem sich öffnenden Fenster die folgenden Werte ein (je nachdem, in welcher Bit-Tiefe das Bild vorliegt):
Bei 8-Bit: RGB-Kanal nicht umkehren, Mischmodus auf „Subtrahieren“, Skalieren auf „2“ und Versatz auf „128“.
Bei 16-Bit: RGB-Kanal umkehren, Mischmodus auf „Addieren“, Skalieren auf „2“, Versatz auf „o“.
Beachten: in dem Auswahlfeld „Ebene“ muss die Ebene des weichgezeichneten Low-Frequency-Bildes ausgewählt sein (im Beispiel die „LOW-Ebene) !
Jetzt wird die aktive „High“-Ebene auf den Ebenen-Modus „Lineares Licht“ gestellt. Das angezeigte Bild muss nun genau so aussehen, wie das ursprüngliche Original.
Ab hier gibt es sehr viele Wege, die zum Ziel führen. Ich empfehle zunächst mit Werkzeugen wie Pinsel,Kopierstempel und Reparaturpinsel zu arbeiten und zwar auf der „LOW“-Ebene mit sehr geringer Härte die Lichter, Schatten, Farbtöne und auf der „High“-Ebene mit größerer Härte die Details zu bearbeiten.
Wenn Sie zwischen die „LOW“- und die „HIGH“-Ebene noch eine Ebene als „Arbeitsebene“ einfügen, können Sie die Korrekturen auf dieser Ebene machen und diese dann sehr schön per „Deckkraft“ zu regeln!
Hier das Ergebnis der Hautbearbeitung mit der Frequenztrennungs-Technik:
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Übrigens hätte man die Ebenen LOW und HIGH auch als Smartobjekte anlegen können, dann könnte man die Filter auch nachträglich noch korrigieren und verändern.
Ebenso könnte man eine zusätzliche „Dodge&Burn“ -Bearbeitung durchführen, um weitere Verbesserungen herbeizuführen – dazu aber beim nächsten Mal mehr, da die Technik Dodge&Burn ein extra-Kapitel wert ist.
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Portrait-Retusche . . . Teil 1
In dieser Serie möchte ich zeigen, wie und mit welchen Mitteln ich ein Portrait retuschiere. Vorweg aber ein paar Worte zur Portrait-Retusche generell:
Nicht selten habe ich die Meinung gehört, ein gutes Foto müsse nicht retuschiert werden. Oder: eine Retusche ist eine Verfälschung der Tatsachen.
Beides ist gleichzeitig richtig und falsch !
Richtig ist: eine Retusche muss nicht zwangsläufig gemacht werden. Und richtig ist auch, dass eine übertriebene oder falsch angelegte Retusche ein Bild verderben kann – ganz besonders in der Portraitfotografie.
Dennoch gibt es durchaus Berechtigungen für eine gewissenhafte und mit den richtigen Maßnahmen und Werkzeugen durchgeführte Retusche, man denke nur an die sehr aufwändigen Arbeiten für den Druck eines Modemagazins. Retusche ist aber auch da berechtigt, wo nachteilige Bildelemente entfernt werden, wie etwa Hautunreinheiten, kleine Wunden, Kratzer, aber auch durch die Fotografie entstandene oder eben nicht entstandene Lichtreflektionen und vieles mehr. Allerdings bin ich auch ein Befürworter der Tatsache, dass eine maßlose Übertreibung – z.B. die Änderung von Gesichtsformen – eher in den Bereich Bildbearbeitung/Montage gehören – und, dass man eine gute Retusche daran erkennt, dass man sie (fast) gar nicht bemerkt, wenn man nur das Ergebnisbild sieht.
In diesem Sinne gehen wir’s an ! Alle Werkzeuge sind in dem Programm Photoshop enthalten, es gilt lediglich zu lernen, welche Werkzeuge wann optimal eingesetzt werden können und welche Techniken zum bestmöglichen Erfolg führen.
Mein Weg durch die Portraitretusche ist übrigens bei weitem nicht der einzige – und vermutlich auch nicht immer der schnellste – es führen, wie immer, viele Wege nach Rom.
Schauen wir uns also zuerst das Portrait einer jungen Dame im Original an.
Die erste Überlegung gilt dem Beschnitt des Bildes – in diesem Fall belasse ich es bei dem Original, ebenso wie die Hintergrundgestaltung. Es gibt im Hintergrund lediglich ein paar kleine Sensor-Flecken, die ich mit dem „Ausbessern“-Werkzeug schnell entferne.
Bei größeren „Störfaktoren“ – hier z.B. ein Kabel, welches vom Kopf zum rechten Bildrand reicht, benutze ich gerne die Funktion „Fläche ersetzen“. Dazu wird das „Störobjekt“ zuerst mit dem Lasso-Werkzeug (Shift+L) ausgewählt, dann ruft man über „Bearbeiten->Fläche füllen“ die Funktion auf und wählt im oberen Fensterchen die Option „Inhaltsbasiert“. Je nachdem, wie die Auswahl „gelegt“ wurde, kann es manchmal zu unerwünschten Effekten kommen, das hat man aber schnell im Griff mit ein wenig Übung.
Nun kommen wir zum eigentlichen Thema : die Haar-Retusche. In der Regel stehen immer irgendwo Haare ab. Diese entfernt man am einfachsten mit dem Kopierstempel, den man mit (Shift+S) aufruft. Mit diesem nimmt man den nächstliegenden Bereich des Hintergrundes auf (ALT+linke Maustaste in den Hintergrund) und platziert dieses aufgenommene Stück per Links-Klick auf die gewünschte Stelle. Bei einem homogenen Hintergrund kann man den Inhalt des Kopierstempels immer wieder benutzen, muss also für weitere Korrekturen nur noch den Links-Klick an den betreffenden Stellen machen, wo die Haare abstehen, man kann den Stempel sogar „ziehen“ mit gehaltener linker Maustaste.
Auch das ist Übungssache, man lernt schnell, wie die Unterschiede sich auswirken mit unterschiedlichen Härteeinstellungen des Pinsels, mit unterschiedlichen Pinselgrößen, oder mit unterschiedlicher Deckkraft.
Nach dem Wegstempeln der überstehenden Haare möchte ich nun bei dem vorliegenden Portrait die Lichtsituation ändern: die überstrahlten Lichteinfälle durch einen hinter dem Model stehenden Blitz sollen reduziert, oder ganz eliminiert werden. Das ist zwar ein ziemlich „heftiger“ Eingriff, der eigentlich die ganze Fotografie ändert, aber es geht ja in diesem Kurs darum, was machbar ist und wie ich die Aufgaben angehe.
Hier habe mich dazu entschieden, die hellen Bereiche einfach mit dunklen Haaren zu übermalen.
Dazu wähle ich einen Pinsel mit der Größe 1 oder 2 Pixel, einer Deckkraft von 50% und einer Härte von 100%. Die Einstellung eines solchen Pinsels geh am schnellsten über die „Pinselpalette“, sie wird mit >>F5<< aufgerufen. Ich habe zur Veranschaulichung die Stellen mit roten Pfeilen markiert, wo ich Einstellungen gemacht habe. Die Deckkraft von 50% dienst dazu, dass man so auch transparente Bereiche schaffen kann. Bevor ich mit diesem Pinsel nun einzelne Haare male, nehme ich mit der Pipette noch die jeweils passende Farbe benachbarter Haare auf.
Einzelne Haare zu malen ist zugegebener Maßen eine Geduldsarbeit – sie lohnt sich aber zu üben, weil sie in anderen Projekten durchaus besser und praktikabler sein kann, als z.B. eine Freistellung!
So weit also Teil 1, hier nochmal die Gegenüberstellung der bisher erledigten Arbeit. Im Teil 2 wende ich mich der Haut-Retusche zu. Bis dann, viel Spaß beim Retuschieren, liebe Grüße,
Manfred Vaeth
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